Zwischen Hype und Skepsis: Wie kommen wir mit KI vom Reden ins Tun? René Müller erklärt, wofür er sich bei KI-Konkret engagiert, was ihn an KI fasziniert und wo er die grössten Herausforderungen sieht.
René, wenn du an KI-Konkret denkst – was ist deine persönliche Mission im Verein?
Verständlichkeit schaffen. Einen Ort bieten, wo man ohne Scheu fragen darf, ausprobiert, Fehler macht, daraus lernt – und dann Schritt für Schritt ins Tun kommt. Keine grossen Versprechen, sondern kleine, ehrliche Schritte, die im Alltag tragen.
Was fasziniert dich an Künstlicher Intelligenz am meisten?
Die Mischung aus Kreativität und Handwerk. Du gibst einer Idee Struktur, formulierst sauber – und plötzlich liegt ein brauchbarer Entwurf auf dem Tisch. Nicht perfekt, aber oft gut genug, um Tempo aufzunehmen. Das hilft enorm beim Start und macht Lust, dranzubleiben.
Gab es einen Moment, der deine Sicht auf KI besonders geprägt hat?
Ja. Wir haben in unserem Unternehmen einen wöchentlichen Prozess mit KI neu gedacht. Vorher 6–8 Stunden, nachher rund 45 Minuten – bei besserer Qualität. Da wurde mir klar: Es geht weniger um einzelne Tools als um das Problemverständnis und die Einsicht, dass KI im Prozess wirklich helfen kann.
Welche aktuellen KI-Entwicklungen findest du am herausforderndsten – und warum?
Drei Punkte, speziell in Bezug auf ChatGPT-5: Erstens, das Modell klingt oft sehr überzeugend und liegt trotzdem falsch – zumindest im Instant-Mode. Zweitens, im Thinking-Mode ist die Qualität deutlich besser. Drittens, wenn dieses Wissen fehlt, steigt das Risiko schlechter Antworten auf komplexe Fragen. Fazit: Wer KI nutzt, braucht Methodenverständnis, Qualitätskontrollen und klare Spielregeln.
Warum gibst du dein Wissen im Verein weiter?
Weil es gemeinsam leichter wird. Wenn mehrere Menschen dasselbe Thema verstehen, entstehen bessere Fragen und bessere Entscheidungen. Und beim Erklären lerne ich selbst am meisten.
Wie setzt ihr KI in deinem Unternehmen konkret ein?
Überall dort, wo es Sinn macht: für Ideenskizzen, Rohtexte und Varianten, zur Entlastung von Prozessen, für kleine Automationen und als Stütze beim Recherchieren. Immer mit menschlichem Gegenlesen und klaren Spielregeln. Ziel ist nicht «KI überall», sondern bessere Arbeit und mehr Zeit fürs Wesentliche.
Wie erlebst du die Rolle von Frauen im Bereich KI?
In Liechtenstein und bei KI-Konkret sehe ich viele Frauen, die KI aktiv mitgestalten – das freut mich sehr. Im Vorstand sind wir gut gemischt; mit Laura und Phi Yen haben wir zwei starke Stimmen, die mit Produkten und Schulungen Wissen in die Breite bringen. Ein Ungleichgewicht gibt es wohl in entwicklungsnahen Rollen – das hat aus meiner Sicht viel mit der aktuellen Berufsstruktur in technologienahen Berufen zu tun.
KI ist weder Zauberstab noch Schreckgespenst, sondern ein Werkzeug. Wir bei KI-Konkret wollen es verständlich, pragmatisch und gemeinsam nutzbar machen – Schritt für Schritt.